Lärmkarten für Stuttgart

Die Stadt Stuttgart erstellt Lärmkarten nach den Vorschriften der EU-Umgebungslärmrichtlinie für

• den Straßenverkehr: alle Straßen mit einem Verkehrsaufkommen von mehr als 3.000 - 4.000 Kfz am Tag (24 Stunden). Damit werden alle Hauptverkehrsstraßen sowie einige Straßen in Tempo-30-Zonen kartiert.
• die Stadtbahnen: alle Stadtbahnen, die regelmäßig verkehren (also nicht die U 11) sowie die Zahnradbahn.
• bestimmte Industrie- und Gewerbeanlagen (Hafen und IE-Anlagen).

(IE-Anlagen sind Anlagen gemäß Anhang I der Richtlinie 2010/75/EU des Europäischen Parlaments und des Rates vom 24. November 2010 über Industrieemissionen).

Da bei Industrie- und Gewerbeanlagen für jeden Betrieb individuell Daten über eingesetzte Maschinen, Fahrzeuge, Betriebs- und Lieferzeiten und dergleichen erhoben werden müssen, sind Lärmberechnungen hier sehr aufwändig. Daher wird auf eine vollständige Erfassung aller Betriebe in Stuttgart verzichtet. Die Gewerbeaufsicht beziehungsweise die Immissionsschutzbehörde wacht über die Einhaltung der zulässigen Lärmrichtwerte und greift ein, wenn Lärmkonflikte entstehen.

Die Lärmkarten für die  Eisenbahnen (Öffnet in einem neuen Tab) werden vom Eisenbahn-Bundesamt (EBA), die für den  Flughafen (Öffnet in einem neuen Tab) von der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW) erstellt und können auf deren Internetseiten eingesehen werden.

Erstmals wurden 2007 Lärmkarten für das ganze Stadtgebiet erstellt. Entsprechend den Vorgaben der EU-Umgebungslärmrichtlinie werden die Karten alle fünf Jahre aktualisiert. Die aktuellen Karten sind von 2017.

In den Lärmkarten wird die Höhe der Lärmbelastungen dargestellt. Die Lärmbelastungen werden mithilfe spezieller EDV-Programme anhand standardisierter Verfahren berechnet.

Dazu werden bestimmte Eingangsdaten benötigt. Beim Straßenverkehr zum Beispiel die Anzahl der Pkw und der Lkw, die in 24 Stunden in einer Straße fahren, die zulässigen Geschwindigkeiten und die Art des Straßenbelags. Beim Schienenverkehr sind entsprechende Daten zu verwenden (beispielsweise Anzahl, Art und Länge der Züge, gefahrene Geschwindigkeiten, Art des Gleisbetts). Nähere Angaben hierzu finden Sie auf der  Infoseite Stadtklima Stuttgart (Öffnet in einem neuen Tab).

Unter Berücksichtigung eines digitalen 3D-Stadtmodells wird die Ausbreitung des Schalls für jeden beliebigen Punkt berechnet. Die Kartierungen werden für zwei Lärmindizes dargestellt:

• Tag-Abend-Nacht-Lärmindex über 24 Stunden zur Bewertung der
  allgemeinen Lärmbelästigung
• Nacht-Lärmindex zur Bewertung von Schlafstörungen (22 - 6 Uhr)

• Fremdgeräusche (zum Beispiel bellende Hunde oder andere nicht interessierende Geräusche) können ausgeblendet werden
• Lärmquellen können einzeln berechnet werden
• Lärmberechnungen sind reproduzierbar
• Lärmprognosen sind möglich
• Vergleich zwischen verschiedenen Planungs- oder Lärmschutzvarianten ist möglich
• Wirkung von Maßnahmen kann abgeschätzt werden
• Um typische Geräusche sicher erfassen zu können, müssen gegebenenfalls lange Messungen vorgenommen werden (bei kurzen Messungen erwischt man unter Umständen atypische Verhältnisse, etwa ungewöhnlich wenig Verkehr)
• Auch bei Lärmmessungen wird gerechnet: es muss aus den Messergebnissen der Mittelungspegel berechnet werden. Erst dann ist ein Vergleich mit Grenz- oder Richtwerten möglich.

Der Straßenverkehr ist der mit Abstand größte Lärmverursacher. Etwa 15.000 Menschen wohnen in Gebieten, in denen der Schallpegel nachts (22 - 6 Uhr) im Mittel bei über 60 Dezibel liegt, fast 40.000 werden mit mehr als 55 Dezibel im Mittel belastet. Die meisten Menschen, die von einer so hohen Lärmbelastung betroffen sind, leben in den Innenstadtbezirken und Bad Cannstatt. Hoch belastet sind auch die oberen Neckarbezirke, Feuerbach und Zuffenhausen. Stark belastete Straßen finden sich aber in allen Stadtbezirken.

Die Eisenbahn verursacht zum Teil sehr hohe Lärmbelastungen entlang der beiden Hauptstrecken im Neckartal Richtung Esslingen und Richtung Norden durch Feuerbach und Zuffenhausen sowie an der Güterbahnstrecke Untertürkheim - Kornwestheim. Über 4.000 Menschen werden mit mehr als 60 Dezibel nachts, 13.000 mit über 55 Dezibel belastet.

Deutlich weniger Einwohner werden durch die Stadtbahn belastet (1.800 Menschen mit mehr als 60 Dezibel, 7.800 mit mehr als 55 Dezibel in der Nacht). Die hohen Lärmbelastungen treten vor allem in Streckenabschnitten auf, die von mehreren Linien befahren werden und an den Zufahrtsstrecken zu den Depots.

Fluglärm, Industrie und Gewerbe belasten demgegenüber vergleichsweise wenige Menschen in Stuttgart.