Was ist die Stadtentwicklungspauschale ?
Step-Projekte verbessern die Wohn- und Lebensqualität in der Stadt. Seit bereits 25 Jahren werden zum Beispiel durch Spielplatzsanierungen, Verkehrsberuhigungen oder die Aufwertung öffentlicher Räume Orte geschaffen, an denen sich die Menschen gerne aufhalten.
Diese Projekte sind Maßnahmen der Stadtentwicklung und werden in definierten Handlungsräumen in den Innenstadtbezirken Mitte, Ost, Süd, West, Nord sowie in Bad Cannstatt gefördert. Die Schwerpunkte der Step befinden sich im Talkessel, Rand- und Hanglagen sind von der Förderung ausgeschlossen.
Vor allem in den letzten Jahren haben sich neue Megatrends verstärkt. Darauf muss die Stadtentwicklungspauschale (Step) eingehen und ihre Förderkriterien anpassen. Der zunehmenden Hitze in der Stadt muss etwa durch mehr Schatten spendende Baumpflanzungen, Trinkbrunnen oder wasserspeichernde Freiflächen begegnet werden.
Flächen, die durch Straßenumgestaltungen gewonnen werden, können der Nachbarschaft zur individuellen Nutzung überlassen werden. Das Stadtmobilar ist darauf abzustimmen.
Bedingt durch die Mobilitätswende wird der Fuß- und Radverkehr noch mehr zunehmen. Neue Verkehrsströme entstehen und müssen optimiert werden. Step-Projekte berücksichtigen dies zum Beispiel bei der Umgestaltung von Plätzen, Staffeln oder Kreuzungsknoten. Die Sicherheit der Menschen, die sich im Straßenraum bewegen, steht immer an erster Stelle, vor allem bei Schulwegen. Die Step-Projekte können hier wichtige Beiträge leisten.
Wichtiges Thema ist die Bewegungsförderung. Niederschwellige Angebote sollen motivieren in der Stadt Spaß an der Bewegung zu haben - wo immer möglich.
Eher stiller ist es an den Orten der Besinnung und Erinnerung. Geschichtlich relevante Stellen in der Stadt können mit Step-Mitteln aufgewertet und die historische Bedeutung herausgearbeitet werden.
Bedeutenden Projekten geht eine Beteiligung der Nachbarschaft voraus, um die Planungen auf die Bedürfnisse der Nutzenden abzustimmen.
Derzeit beträgt die Pauschale 3,3 Millionen Euro pro Doppelhaushalt.
Stuttgart-Mitte: Lorenzstaffel
Die Lorenzstaffel ist die längste Verbindungsstaffel zwischen Stadtmitte und Höhenlage. Sie ist zum Teil sehr steil und Bänke für kurze Pausen fehlen leider. Außerdem sind die Freiflächen und der Spielplatz unattaktiv. Die schönen schattigen Stellen zum Verweilen, sollen zukünftig auch mithilfe von Sitzmöglichkeiten genutzt werden können.
Motivation
Gemäß des Masterplans, der im April 2019 im Bezirksbeirat vorgestellt wurde, werden entlang der gesamten Staffel auf eigens herzustellenden Podesten Ausruhbänke installiert. Die Bänke sollen es den Bürgerinnen und Bürgern ermöglichen, eine kleine Pause einzulegen oder den Blick in die Stadt zu genießen. Der Spielplatz wird grundlegend saniert und mit neuen Spielgeräten sowie Bänken ausgestattet. Ein großes Klettergerät soll auch Jugendlichen die Möglichkeit geben, sich sportlich zu betätigen.
Die Freifläche an der Alexanderstraße wird gestaltet und mit Bänken und Bewegungsgeräten ausgestattet. Die Litfaßsäule wird versetzt. Am gegenüberliegenden kleinen Platz unter dem Ahornbaum wird der Asphalt entfernt, damit der Baum mehr Wasser erhält. Eine Sitzgelegenheit wird so angeordnet, dass der Baum geschützt ist und die dort abgestellten Fahrräder auf der anderen Straßenseite an den neu zu errichtenden Radbügeln geparkt werden. Die Freifläche am unteren Teil der Staffel wird wieder aktiviert. Dieser schöne Platz wird mit Bänken und Bewegungselementen ausgestattet. Die Grünflächen entlang der Staffel wurden im Frühjahr bereits gerodet und vom Unterwuchs befreit. Diese offene Sicht soll erhalten bleiben. Blumen oder Stauden können den Anblick aufwerten.
Großes Thema bei der Anwohnerbefragung war die Sauberkeit. Hier sind alle Beteiligten aufgefordert, eigenen Abfall in die dafür bereitgestellten Mülleimer zu entsorgen. Durch die Entfernung des Unterwuchses wird die Sozialkontrolle größer sein und gewisse Besucher werden dadurch abgehalten und verdrängt werden. Parallel zu den Arbeiten an den Freiflächen werden die beiden Übergänge an der Alexander- und der Danneckerstraße so gestaltet, dass die Fußgänger sicherer queren können.
Zeitplan
Im Herbst 2021 fand die Vergabe der Bauleistungen für die Umgestaltung der Staffelrandbereiche statt. Die Arbeiten wurden im November 2022 fertiggestellt.
Die Bauarbeiten an den beiden Übergängen an der Alexander- und Danneckerstr. sind zwischenzeitlich auch abgeschlossen. Nun können die zu Fuß Gehenden sicher queren, weil Gehwegnasen die Fahrbahn einengen. Zwei Beete sind entstanden, die im Herbst noch bepflanzt werden. Fahrräder können an den neuen Radbügeln abgestellt werden.
Blättern Sie in der Fotogalerie und vergleichen die Bilder vor und nach dem Umbau.
Bad Cannstatt: „Synagogenplatz“ an der König-Karl-Straße
An der König‐Karl‐Straße in Stuttgart‐Bad Cannstatt erinnert ein Gedenkstein an den Standort der ehemaligen Synagoge. Doch der Platz wurde kaum als Erinnerungsort wahrgenommen. Das sollte sich durch die beschlossene Umgestaltung ändern.
Motivation
Der „Synagogenplatz“ an der König-Karl-Straße in Stuttgart-Bad Cannstatt wurde 1961 als kleine Grünfläche mit einem Gedenkstein zur Erinnerung an die Pogromnacht 1938 angelegt. 1987 wurde sie umgestaltet: der Stein wurde in die Mitte gerückt und mit sieben Hainbuchen umpflanzt. Inzwischen sind davon nur noch zwei Bäume erhalten. Der ehemalige Standort der zerstörten Synagoge befindet sich im Innenbereich der Blockrandbebauung. Die Fläche wird heute als privater Parkplatz genutzt.
Im Rahmen eines Kunstprojekts des Albertus-Magnus-Gymnasiums wurde 2004 der ehemalige Grundriss der Synagoge vor Ort auf dem Boden markiert. Das künstlerische Konzept mit verfremdeten Verkehrsschildern, angebrannten Holzbalken, Tafeln mit Biographien jüdischer Cannstatter und einer roten Markierung der Grundfläche der Synagoge entstand aus der kritischen Auseinandersetzung mit dem Gedenkstein von 1961 und der Zweckentfremdung des Erinnerungsortes als Parkplatz.
Anlass für die nun beschlossene Umgestaltung ist, dass der Gedenkplatz kaum Aufenthaltsqualität hat und keine Informationen oder Erläuterungen zur Geschichte des Ortes bietet. Weil der Platz nur als Baulücke in Erscheinung tritt, wird er als Erinnerungs- und Gedenkort kaum wahrgenommen.
Die Planungsgesellschaft BLANK aus Bad Cannstatt hat gemeinsam mit dem Garten-, Friedhofs- und Forstamt sowie weiteren Projektbeteiligten eine ansprechende Konzeption entwickelt, die in den nächsten Monaten umgesetzt werden wird.
Aufenthaltsqualität und Zugänglichkeit wurden verbessert
Als Aufenthaltsort war der Platz nicht ansprechend möbliert und durch eine Hecke abgegrenzt. Nachts war er unbeleuchtet. Die Wegeverbindung über den rückwärtigen Parkplatz war nicht klar erkennbar und für Fußgänger unübersichtlich.
Durch die Aufwertung des Platzes wurden eine bessere Zugänglichkeit, mehr Angebote zum Sitzen, eine ansprechende Bepflanzung und Beleuchtung sowie eine optische Abgrenzung zum Parkplatz geschaffen. In Abstimmung mit den Nachbarn wurden die privaten Grünflächen, die an den Gedenkort angrenzen, in die Neugestaltung einbezogen, um ein zusammenhängendes Erscheinungsbild zu erreichen. Die Wegebeziehungen über den Parkplatz zur Waiblinger Straße wurden verbessert. Besucherinnen und Besucher können den Platz über gepflasterte Wege begehen. Die Flächen unter den Bäumen wurden mit einem wasserdurchlässigen Belag gestaltet.
Informationen zur Geschichte und Bedeutung des Ortes
Der ehemalige Standort der zerstörten Synagoge wurde in der städtebaulichen Entwicklung des Quartiers kaum berücksichtigt. Die als Gedenkort freigehaltene Baulücke hatte keinen Bezug zum ehemaligen Synagogengebäude. Erst durch das Kunstprojekt des Albertus‐Magnus‐Gymnasiums kann der ehemalige Standort vor Ort wieder konkret nachvollzogen werden. Ohne Erläuterungen blieben aber die Geschichte des Ortes und die Hintergründe des Kunstprojekts schwer nachvollziehbar.
Deshalb wurden bei der Umgestaltung des Platzes Informationstafeln in Form von Stelen integriert, die die Bedeutung des Ortes erläutern und den Originalschauplatz der Pogromnacht für den Besucher besser verständlich und erfahrbar machen.
Diese Stelen schirmen den Platz von der Parkplatzfläche ab, lassen gleichzeitig aber einen Durchgang offen und ermöglichen Durchblicke auf den Parkplatz und den ehemaligen Synagogenstandort. Drei Stelen links des Durchgangs dienen der Information, vier Stelen, die in Richtung der ehemaligen Synagoge ausgerichtet sind, visualisieren das ehemalige Gebäude mit dem einzig verbliebenen Schwarz‐Weiß‐Foto der Synagoge. Durch die Verwendung von bedrucktem Glas für diese Stelen entstand ein leicht nachvollziehbarer Bezug zwischen der historischen Fotoaufnahme und der inzwischen vollkommen veränderten Örtlichkeit.
Markierung Synagogenstandort
Der ehemalige Synagogenstandort wurde anhand historischer Pläne überprüft und wird entsprechend neu mit einem roten Farbband markiert (Bezug zur Ziegelfarbe der ehemaligen Synagoge).
Kunstinstallation Albertus-Magnus-Gymnasium
Die vorhandenen, verfremdeten Schilder wurden im Bereich des Gedenkplatzes, entlang des Weges zum Bunkerabgang und an der Bodenmarkierung der Synagoge neu verortet. Die Installation aus geschwärzten Holzbalken wurde entlang des Weges zum Bunkerabgang neu aufgebaut.
Ausführungszeitraum
Im Juni 2022 wurde mit den Arbeiten nach einer dreijährigen Planungsphase, die von Corona unterbrochen worden war, begonnen. Viele Gewerke waren hier beschäftigt: Zunächst mussten Kanäle saniert werden. Hierfür war Fa. Jörger beauftragt. Stuttgart Netze hat dafür gesorgt, dass der Platz künftig gut ausgeleuchtet wird. Auch ein Stromanschluss für die diversen Feierlichkeiten ist nun vorhanden. Parallel wurden die Inhalte und das Design der Glasstelen entworfen und angefertigt. Prof. Roland Müller, der ehemalige Leiter des Stadtarchivs, hat die Texte verfasst. Susanne Puzicha von à propos Kommunikation & Design hat sich um die Grafik gekümmert. Fa. Bischof Glastechnik hat gemeinsam mit dem Glasstatiker Thomas Müller die Stelen angefertigt.
Das größte Gewerk waren die Landschaftsbauarbeiten. Auf relativ engem Raum mussten die Arbeiter zurechtkommen. Der Gedenkstein wurde umgesetzt, neue Pflanzbeete hergestellt, der Gedenkplatz gepflastert, Wege neu angelegt, neue Bänke gestellt und alle Beete mit weißen Rosen, Lavendel und Sträuchern bepflanzt. All dies hat Fa. Hörr ausgeführt.
Die Schülerinnen und Schüler des Albertus-Magnus-Gymnasiums mit ihrem Lehrer Dr. Hagemann werden sich auch weiterhin um diesen Platz kümmern. Die von ihnen im Jahr 2004 initiierten Erinnerungssymbole wurden erneuert und neu platziert.
Während des gesamten Gestaltungsprozesses fanden regelmäßig Abstimmungen mit den Nachbarn statt, die zeitweise ihre Parkplätze nicht anfahren konnten. Aber ein gutes Miteinander hat schließlich diese großartige Umgestaltung ermöglicht.
Bewegende Einweihungsfeier
Gemeinsam mit der IRGW, Mitgliedern der Jüdischen Gemeinde, Baubürgermeister Peter Pätzold, VertreterInnen aus Politik, Gesellschaft und Kultur, den beteiligten PlanerInnen und ausführenen Firmen, dem AMG, NachbarInnen sowie den städtischen Ämtern, wurde dieser neue Gedenkplatz in einer einzigartigen Einweihungsfeier am 26.10.2022 - vom Ortsrabbiner geweiht und musikalisch von Dirk Altmann umrahmt - eingeweiht.
Stuttgart-Süd: Spielplatz Immenhoferstraße/Rebmannstraße
Die Spielgeräte und der Belag des Bolzplatzes auf dem großen Areal unterhalb des Wernhaldenparks waren in die Jahre gekommen und entsprachen nicht mehr den gültigen Spielplatznormen. Durch die umfangreiche Neukonzeption wurde der Spielplatz den heutigen Anforderungen an eine Spielanlage gerecht. Dafür standen Fördergelder aus der Step bereit.
Beteiligung von Kindern und Jugendlichen vor der Planungsphase
Step-Projekte, bei denen ein Spielplatz umgestaltet wird, sind prädestiniert für eine umfangreiche Beteiligung der Kinder und Jugendlichen. Nicht nur den Bezirksbeiräten ist diese Form der Mitsprache wichtig, sondern auch den Planenden in der Verwaltung. So konnten etwa 20 Kinder im Alter von 8 bis14 Jahren im August 2019 auf der Jugendfarm Etzel ihrer Kreativität freien Lauf lassen. Mit Hilfe von diversen Materialien, Papier und Stiften bauten und zeichneten sie vielfältige, bunte Modelle von ihrem „Traumspielplatz“. Fachkundig angeleitet wurden sie dabei von Nils Hans, dem beauftragten Landschaftsarchitekten. Die Kinder fertigten mit großem Elan Anlagen zum Klettern, Hangeln, Hüpfen und Balancieren, Schaukelelemente, einen Kobel zum Verstecken sowie eine Seilbahn. Manche zeichneten einen kompletten Plan.
Anschließend prüfte das Planungsbüro die Vorstellungen der Kinder auf Realisierbarkeit. Erfreulicherweise können viele Ideen der jungen Planenden umgesetzt werden. Da sich der große Spielplatz am Hang befindet und in drei Flächen unterteilt ist, bieten sich verschiedene Möglichkeiten, die Spielgeräte einzubauen.
So werden im oberen Spielbereich, der jüngeren Kindern vorbehalten ist, die Nestschaukel, eine Spielhütte mit Rutsche, sowie der Kobel mit den Kletterstämmen eingebaut. Der Höhenversatz wird barrierefrei erschlossen. Neue Bänke ergänzen das Aufenthaltsangebot.
Der untere Spielbereich, der an der Schlittenwiese liegt, bietet älteren Kindern intensive Bewegungsmöglichkeiten: das gewünschte Klettergerüst mit Netz zum Hangeln, Turm und einer langen Röhrenrutsche ergänzen das Angebot.
Auch der örtliche Jugendrat wurde einbezogen: die Jugendlichen wünschten sich, dass der Belag des Bolzplatzes saniert wird. Dieses Anliegen kann ebenfalls realisiert werden. Zudem wird das Angebot zum Sitzen durch eine Blockstufenanlage am Bolzplatz ergänzt.
Damit der ganze Spielpark von außen künftig besser einsehbar ist, werden alle dichten Sträucher zurückgeschnitten.
Zeitplan
Der Spielplatz wurde zu Beginn der Sommerferien 2022 fertiggestellt. Inzwischen haben schon viele Kinder und Familien dort schöne Stunden verbringen können. Im Sommer ist es dort sehr angenehm, weil die kühle Luft vom Wernhaldenpark herunterströmt und der alte Baumbestand natürlichen Schatten spendet.
Die Spielgeräte werden gut angenommen, auch der Bolzplatz bietet viele Bewegungsmöglichkeiten.
Sehr beliebt ist die Nestschaukel im oberen Bereich der drei Spielebenen. Sie war ein großer Wunsch aus der Kinderbeteiligung und konnte realisiert werden. Auch der Kobel zum Verstecken und Sitzen befindet sich dort. Eine breite Kleinkindrutsche und Balancierbalken ergänzen das Bewegungsangebot.
Sitzstufen bilden den Übergang zum großen Spielfeld, das einen neuen Belag erhalten hat und nun vielfältige Nutzungsmöglichkeiten eröffnet: Ballspiele, Kinderfahrrad und Roller fahren, Kreide malen, Laufspiele.
Die untere Ebene dieser Freianlage ist eher für etwas ältere Kinder. Sie können am Hangel- und Klettergerüst ihre Geschicklichkeit erproben und in der neuen Röhrenrutsche den Hang hinuntersausen.
Auch die Randbereiche wurden umgestaltet: Verbindungswege aus hochwertigem Granitpflaster, Sitzstufen, Radbügel und Abfalleimer werten die gesamte Anlage auf. Wichtiger Aspekt bei der Wegeführung war die Barrierefreiheit.
Stuttgart-Süd: Spielplatz und Freifläche "Untere Straße"
Die Untere Straße ist ein verkehrsberuhigter Bereich. Im Bereich des Platzes (gelbe Fläche) ist die Straßenfläche durch Betonpoller eingeengt. Der Spielplatz (blaue Fläche) ist nur über einen sehr schmalen und versteckt wirkenden Zugang erreichbar. Man muss schon wissen, dass man hier zu einem kleinen Spielplatz gelangt.
Beide Flächen waren sehr veraltet und mussten grundlegend aufgewertet werden.
Im Rahmen einer Beteiligungsaktion konnten im Oktober 2019 Kinder aus der Nachbarschaft unter Anleitung des städtischen Jugendamts ihre Meinungen, Ideen und Wünsche zu den beiden Flächen äußern.
Die Planung für den Spielplatz
Durch seine geschützte Lage ab von jeglichem Autoverkehr ist dieser kleine Spielplatz besonders gut für ganz kleine Kinder geeignet. Hier können sie sich frei bewegen und ihrer Kreativität im Sand und beim Wasserspiel freien Lauf lassen. Deshalb sollte der sogenannte Pumpenspielplatz in seiner Grundstruktur auch erhalten bleiben.
Vom Zugang aus entstand zunächst ein kleiner Platzbereich mit Sitzkante. Die Grenzbereiche zu den Nachbargrundstücken wurden mit Hecken begrünt.
Der Wasserspielbereich wurde wieder aktiviert, der Sandspielbereich erneuert. Ergänzende Elemente verbessern den Spielwert. Spielmauern und Einfassungen wurden neu aufgebaut. Neue Sitzbänke ergänzen die Aufenthaltsqualität.
Die Planung für den Platz an der Unteren Straße
Der Platz an der Unteren Straße erfüllt auch weiterhin seine Funktion als Aufenthaltsbereich, Nachbarschaftstreff und Spielort. Um die Verkehrssicherheit zu verbessern, wurde der gesamte Platzbereich angehoben. Fahrbahn und Platz wurden klarer voneinander getrennt.
Die entstandenen Mauern entlang der Platzränder betonen die bestehenden Baumquartiere und dienen als Sitzkante. Weitere Sitzmöglichkeiten werden angeboten.
Weil die Fläche recht klein ist, wurde das von den Kindern gewünschte Bodentrampolin eingerichtet und farblich hervorhehoben. Der vorhandene Baumbestand konnte erhalten bleiben und wurde im Unterwuchs mit einer Grünfläche aufgewertet.
Die Flächen wurden vor kurzem fertiggestellt und können von den Nutzenden nun wieder bespielt werden.
Stuttgart-Ost: Umgestaltung des Eduard-Pfeiffer-Platzes
Anlass
Der Eduard-Pfeiffer-Platz (auch Teckplatz) ist in Stuttgart-Ost der Mittelpunkt der Siedlung Ostheim. Er bildet sich durch die Kreuzung von Teck- und Landhausstraße, von Westen stößt die Neuffenstr. hinzu. Der Platz liegt zwischen Ostendplatz und Lukasplatz mit Lukaskirche. Er wirkt hinsichtlich seiner Verkehrsfläche überdimensioniert, kahl und bietet keinerlei Aufenthaltsmöglichkeiten. Zudem weist der Platz keine signifikant hohe Verkehrsbelastung auf. Vom Durchgangsverkehr wird er zum Teil als Abkürzung benutzt oder als Erschließungsfunktion zu den jeweiligen Hausquartieren. Das historische Pflaster ist siedlungsprägend und soll bei der Umgestaltung des Platzes erhalten bleiben.
Die Vorgaben des Denkmalschutzes spielen bei der Umgestaltung eine wesentliche Rolle, denn die gesamte Siedlung Ostheim steht aufgrund ihrer historischen Bedeutung unter Denkmal- und Ensembleschutz.
Namensgeber des Platzes war der in Stuttgart lebende Bankier, Genossenschaftler, Sozialreformer und Ehrenbürger Eduard Peiffer. Die interessante Entstehungsgeschichte dieser Siedlung, sowie das Leben Pfeiffers, wurden durch den Chronisten Bernd Langner ausführlich dargestellt und sollen hier in Teilen zitiert werden.
Ein Exkurs in die Geschichte Ostheims
Bernd Langer hat über Ostheim für das Digitale Stadtlexikon zwei Artikel verfasst, die die Geschichte der "Kolonie Ostheim" näher beleuchten und auch dessen Charakter näherbringen:
"[...] 1866 wurde auf Anregung Eduard Pfeiffers der 'Verein für das Wohl der arbeitenden Klassen' gegründet, dem er von 1876 bis 1921 selbst vorstand und der bis heute als 'Bau- und Wohnungsverein Stuttgart' besteht. Zur 'Förderung der Interessen und Hebung der sittlichen und wirtschaftlichen Zustände der arbeitenden Klassen,' wie es in den Statuten hieß, gehörte auch die Beschaffung von Wohnraum. Zwar hatte der Verein über 100 einflussreiche Mitglieder, doch es war Pfeiffer, der den größten Teil der Vereinsarbeit durch persönliche Stiftungen, Schenkungen und günstige Darlehen finanzierte, die Kontakte zu Unternehmen und Kaufleuten, Banken, dem Königshaus und der Stadt pflegte und seine Ideen, Theorien, Erlebnisse und praktischen Erfahrungen einbrachte. Die meisten Projekte bestehen noch heute. Die größten Anstrengungen unternahmen Pfeiffer und der Verein im Bereich der Wohnungsfürsorge in der rasant wachsenden Stadt.
1890 beschloss der Verein unter der Führung Pfeiffers das Siedlungsprojekt 'Billige Wohnungen für kleine Leute'. Schon der Titel beschreibt, dass die Zielgruppen nicht allein unter den Arbeitern gesucht wurden, sondern unter den Geringverdienern jeder Art. So entstanden unter der Bauherrschaft des Vereins vier große Siedlungen in verschiedenen Teilen Stuttgarts, eine davon ist Ostheim (1891-1901 mit 1.300 Wohnungen)[...]."
Zitiert aus: Bernd Langner, Eduard Pfeiffer (1835-1921), publiziert am 19.04.2018 in: Stadtarchiv Stuttgart, Digitales Stadtlexikon: https://www.stadtlexikon-stuttgart.de/article/a2e61bbf-3f87-4957-8c19-d79b2e1f6c69/1/Eduard_Pfeiffer_%281835-1921%29.html (Öffnet in einem neuen Tab)
Bauliche Besonderheiten
Die Siedlung weist eine Reihe von baulichen Besonderheiten auf, die zu damaliger Zeit im Wohnungsbau noch nicht üblich waren und die die soziale sowie gesundheitsbezogene Bedeutung der Bauweise prägen. Dazu ein Zitat aus einem weiteren Artikel Bernd Langers aus dem Digitalen Stadtlexikon:
"[...] Die offene, landhausartige Bauweise der Siedlung, deren kleinen Gebäude in einem Drei-Meter-Abstand voneinander errichtet wurden, war das Ergebnis von Pfeiffers langjähriger Beschäftigung mit dem Arbeiterwohnungsbau und seinen Reisen durch europäische Industriezentren. Die dadurch erreichte optimale Luftzirkulation sowie die günstige Belichtung der Wohnungen entsprachen den damaligen Forderungen nach zeitgemäßer Wohnhygiene in Deutschland.
Auf der Basis von nur vier Grundtypen entwarfen Heim und Hengerer zwei- bis dreigeschossige Einzel- und Doppelhäuser aus Backstein, die mit Naturstein und Zierfachwerk verziert wurden. In der gesamten Siedlung war kein Haus wie das andere; sie unterschieden sich durch Türmchen, Giebel, Erker und Balkone sowie durch unterschiedliche Fensterstellungen.
Auf diese Weise wurde die Siedlung aber nicht nur besonders abwechslungsreich gestaltet, weshalb sie in der zeitgenössischen Fachliteratur im Jahr 1901 als 'Arbeiter-Villenkolonie' bezeichnet wurde. Mehr noch war die Gestaltungsweise ein weiterer Baustein in der Vorstellung Pfeiffers, die Bewohner zu individualisieren und ihnen eine bürgerliche Umgebung zu geben. Es kam hinzu, dass es jeweils einer Partie eines Hauses ermöglicht wurde, das Haus oder den Hausanteil in einer Art Mietkaufsystem zu erwerben. Um Spekulation vorzubeugen, wurden entsprechende Bestimmungen in den Verträgen verankert und dem Verein ein Erstkaufrecht eingeräumt. Auf diese Weise wurden die Bewohner selbst zu Besitzenden. [...]
Auch die Grundrisse weisen nur wenige Spielarten auf. Eine Dreizimmerwohnung hatte üblicherweise eine Fläche zwischen 50 und 60 Quadratmetern. Ihr besonderes und in Deutschland bis dato bei vergleichbaren Aufgaben einmaliges Merkmal ist der Verzicht auf 'gefangene Zimmer'. Stattdessen ist jeder Raum direkt vom Wohnungsflur erreichbar, wodurch Konflikte unter den Familienmitgliedern vermieden werden konnten. Auch dies war ein erklärtes Ziel Pfeiffers: die Persönlichkeitssphäre zu wahren, wo es angesichts der alles andere als großzügigen Verhältnisse möglich war, um Spannungen zu verhindern.
Ähnliches galt auch für das Miteinander der Mietparteien in einem Haus. Die Gebäude waren daher nur für jeweils zwei bis vier Familien geplant und hatten auf den Rückseiten einen Gar-tenanteil zur Eigenversorgung. [...]"
Zitiert aus: Bernd Langner, Kolonie Ostheim, publiziert am 11.10.2021 in: Stadtarchiv Stuttgart, Digitales Stadtlexikon: https://www.stadtlexikon-stuttgart.de/article/0c1cbd05-322d-4a41-8362-700a516dbbc9/2/Kolonie_Ostheim.html (Öffnet in einem neuen Tab)
Quelle: Digitales Stadtlexikon, https://www.stadtlexikon-stuttgart.de (Öffnet in einem neuen Tab)
Gedankenspiele zur Vorplanung
Vor über 100 Jahren wurde die Siedlung Ostheim, in der der Eduard-Pfeiffer-Platz die architektonische Mitte bildet, konzipiert und gebaut. Mit der Umgestaltung des Platzes soll der Gedanke des sozialen Miteinanders der Bewohnerinnen und Bewohner wieder aufgenommen werden. Die Siedlungsmitte soll Treffpunkt der hier Lebenden werden. Dafür ist geplant, den Durchgangsverkehr durch die Verengung der Fahrbahn zu reduzieren. Raum für Außengastronomie wird entstehen. Aber auch der Aufenthalt ohne Verzehrverpflichtung wird möglich sein. Zahlreiche Bänke und Poller werden zum Sitzen einladen, Fahrradbügel das Stadtmobilar ergänzen. Die Gehwege werden zum Teil aufgeweitet, um mehr Platz zum Verweilen zu gewinnen.
Das historische Kopfsteinpflaster bleibt erhalten, weil es ortsbildprägend ist.
Eine Informationstafel wird Hinweise auf die Entstehung und Geschichte dieser Siedlung und des Platzes geben.
Da die Hauptradroute „Landhausstraße“ über den Platz führt, muss beachtet werden, welche Anforderungen für die Radfahrenden zu erfüllen sind.
Bevor die Planung weiterentwickelt wird, soll die Ideenskizze, die bis jetzt in Abstimmung mit dem Landesdenkmalamt und dem Bezirksbeirat entwickelt wurde, den Anwohnenden und Gewerbetreibenden gezeigt und zur Diskussion gestellt werden. Am Freitag, 15. September 2023 sind alle Interessierten um 18 Uhr in den Gemeindesaal der ev. Lukaskirche, Landhausstr. 149 eingeladen.
Das historische Kopfsteinpflaster aus Granit prägt das Erscheinungsbild des Platzes. Es soll bei der Umgestaltung auf jeden Fall erhalten bleiben und nur, wo notwendig, erneuert werden.
Die Backsteinfassaden der Gebäude und ihre schmucken Details gehören zur denkmalgeschützten Gesamtanlage.
Die Architektur der ehemaligen „Siedlung für kleine Leute“ erinnert an Gründerzeitvillen. Eduard-Pfeiffer wollte bewusst, dass jedes Haus anders und individuell aussieht. Er wollte keine Siedlung, die monoton und eintönig erscheint, wie es sie in anderen Städten gab. Ab 1892 erbaut, die Weltkriege nahezu unbeschadet überstanden und in den letzten Jahren saniert, sind sie heute begehrte Kauf- oder Mietobjekte.
Um das Bauen damals günstig zu ermöglichen, gab es vier verschiedene Grundrisse „von der Stange“, Materialien wurden in Masse gefertigt, bei der Geschosshöhe wurde gespart. Aber die vielen äußeren Details machen die Häuser zu kleinen Schmuckstücken: Zierfachwerk, gotische Giebel, Erker, Balkone, Werksteingewände an den Fenstern oder Stufengiebel erzeugen eine romantisch-liebevolle Atmosphäre.
Der Gedanke war, dass auch die „einfachen Leute“ am Bürgertum teilhaben können. Das Bürgertum sollte von seinem Wohlstand etwas abgeben, um die prekären Wohnsituationen der Arbeiterschaft zu verbessern. Deshalb wurde 1866 der „Verein für das Wohl der arbeitenden Klasse“ gegründet.
Sachgebiet Stadtentwicklungsplanung
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