Ausschreibung des 69. Kompositionspreises für das Jahr 2024
Komponist*innen mit Wohnsitz in Deutschland können sich bis zum 31. Dezember 2023 mit maximal zwei kompositorischen Arbeiten für den Kompositionspreis der Landeshauptstadt Stuttgart bewerben. Der Preis wird sehr offen ausgeschrieben, Vorgaben für Genres oder Besetzungen bestehen nicht.
Der Kompositionspreis ist mit 12.000 EURO dotiert. Verbunden mit dem Preisgeld ist eine Aufführung der ausgezeichneten Werke im Rahmen der Preisverleihung, die beim ECLAT Festival Neue Musik Stuttgart 2025 stattfindet.
Kompositionspreis 2023: Philipp Krebs, Uday Krishnakumar und Irene Galindo Quero
Der 68. Kompositionspreis der Stadt Stuttgart 2023 geht an Philipp Krebs, Uday Krishnakumar und Irene Galindo Quero. Die Jury sprach sich dafür aus, drei gleichwertige Preise zu vergeben.
Ausgezeichnet werden Philipp Krebs für „PARAMOUNT“ für Ensemble und Elektronik von 2021/22, Uday Krishnakumar für „O‘Karakino“, Musiktheater in drei Szenen, aus den Jahren 2018 bis 2021 sowie Irene Galindo Quero für „si callalo pudié sentirsas“ für Ensemble von 2020. Die ausgezeichneten Kompositionen werden im Rahmen der Preisverleihung beim ECLAT Festival Neue Musik Stuttgart im Februar 2024 aufgeführt. Erneut entschied die Jury, drei Preise zu verleihen, die in diesem Jahr gleichwertig zuerkannt werden und jeweils mit 6.000 Euro dotiert sind. Die Jury unterstreicht damit die hohe Qualität der drei eingereichten Werke. Zudem sollen Komponierende unterstützt werden, die wie alle Einzelkünstler*innen stark von den Corona‐bedingten Einschränkungen betroffen waren und noch immer sind.
Für den 68. Kompositionspreis hatten 146 Teilnehmende insgesamt 263 Werke eingereicht, was einem Zuwachs von rund 70 % im Vergleich zu den Vorjahren entspricht. Die Ausschreibung wurde inhaltlich geöffnet, breiter kommuniziert und forderte explizit auch Komponistinnen, die im Musikbetrieb noch stark unterrepräsentiert sind, zur Bewerbung auf.
Die Preisträger 2023
Philipp Krebs
Philipp Krebs studierte Komposition bei Martin Schüttler und Marco Stroppa in Stuttgart, bei Gordon Kampe in Hamburg sowie Philosophie an der Universität Stuttgart.
Im Mittelpunkt seiner Arbeit steht die ebenso affirmative wie dezidiert kritische Auseinandersetzung mit Phänomenen der gegenwärtigen Popkultur, mit Alltagspraktiken und soziologischen Themen. Sein Portfolio umfasst neben instrumentalen, performativen und installativen Stücken auch Kompositionen für Theater und Film.
Seine Werke wurden von Interpret*innen wie dem Ensemble Modern, Decoder Ensemble, AAA—AAA Gitarrenduo, electronic ID, Pony Says, Suono Mobile, Emex-Ensemble oder Ensemble Recherche bei u. a. den Donaueschingen Musiktagen Next Generation, ECLAT Stuttgart, CRESC. Biennale Frankfurt am Main, ACHT BRÜCKEN Köln, blurred edges Hamburg, Klub Katarakt Hamburg oder Der Sommer in Stuttgart aufgeführt.
Philipp Krebs war Stipendiat der Villa Aurora Los Angeles und der Claussen-Simon-Stiftung in Hamburg. 2023/2024 folgen Stipendienaufenthalte auf Schloss Wiepersdorf und an der Cité des Arts in Paris. Seit 2022 ist Philipp Krebs Artistic Co-Director des Stuttgarter Ensembles Pony Says.
Uday Krishnakumar
Uday Krishnakumar, geboren in Chennai, Indien, komponiert narrative Musikwerke aus fiktiven, erfundenen Kunstmusiktraditionen. Er schreibt außerdem eine andere Art Musik für Soloinstrumente – insbesondere für das Clavichord. Nach Kompositionsstudien unter anderem bei Chaya Czernowin, Brice Pauset und Philippe Manoury in Paris und San Diego lebt er heute mit seiner Familie in Berlin. Er lernt die Rudra Veena bei Ustad Bahauddin Dagar. Seine Musik wurde auf internationalen Festivals für zeitgenössische Musik aufgeführt und mit mehreren Preisen ausgezeichnet. Zudem erhielt er unter anderem ein Stipendium des Künstlerhofs Schreyahn und ein Kulturaustauschstipendium des Landes Berlin mit der Cité des Arts in Paris. Im Mai 2023 wird die Fortsetzung eines Zyklus, der auf Awadhi-Materialien basiert, vom Zafraan Ensemble in der Philharmonie Berlin, im Theaterhaus Stuttgart und im Resonanzraum Hamburg aufgeführt.
Irene Galindo Quero
Irene Galindo Quero studierte Komposition in Granada bei Pedro Guajardo, in Freiburg bei Cornelius Schwehr und Mathias Spahlinger und bei Johannes Schöllhorn in Köln. Seit 2012 lernt sie hindustanische Musik (Sarod) bei Pandit Brij Narayan. 2014-16 unterrichtete sie Komposition an der Musikhochschule Saragossa (CSMA), Spanien.
Sie begibt sich gerne an jene Grenzen, wo sich Musik und Sprache treffen und wo ihre scheinbaren Gemeinsamkeiten oft bei genauer Betrachtung grundsätzliche Unterschiede aufweisen. Zurzeit entwickelt sie mehrere Projekte in Zusammenarbeit mit der Dichterin Ángela Segovia.
Irene Galindo Quero erhielt Kompositionsaufträge unter anderem von der Deutschen Oper Berlin, der Concertgebouw Brugge, den Wittener Tage für Neue Kammermusik und der Philharmonie Luxembourg. Gespielt wurde ihre Musik vom Ensemble Modern, hand werk ensemble, ensemble mosaik, Trio Catch, Aleph Gitarrenquartett oder Ensemble Kollektiv Berlin. Sie wurde mit mehreren Stipendien und Preisen ausgezeichnet: u. a. von der Alexander von Humboldt Stiftung, La Caixa-DAAD, Brahmshaus Baden-Baden Aufenthaltsstipendium, Association des Amis de Royaumont, Artist-in-Residence der NRW Kunstiftung und Goethe Institut in Mumbai, Composer-in-Residence im Künstlerdorf Schöppingen. Sie war Stipendiatin an der Fundación Residencia de Estudiantes, Madrid und Stipendiatin der Akademie Musiktheater Heute, Deutsche Bank Stiftung. Zudem erhielt sie den 2019 den Berlin-Rheinsberger-Kompositionspreis.
Der Kompositionspreis im Überblick
Der älteste Förderpreis der Landeshauptstadt Stuttgart genießt national ein hervorragendes Renommee – spiegeln doch die prämierten Werke die stilistische Entwicklung der Neuen Musik in Deutschland seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs wider. Die Idee der Ausschreibung stammt vom ehemaligen Kulturamtsleiter Prof. Dr. Hans Schumann. Der erste Kompositionspreis wurde 1955 an Thomas Christian David verliehen, weitere Preisträger aus Stuttgart folgten.
Der Kompositionspreis der Landeshauptstadt Stuttgart ist mit insgesamt 12.000 Euro dotiert. Der Preis kann in bis zu zwei Teilen vergeben werden. Eine vom Gemeinderat berufene Jury wählt die Preisträger*innen aus. Die ausgezeichneten Werke werden im darauffolgenden Jahr beim Preisträgerkonzert im Rahmen von ECLAT - Festival Neue Musik Stuttgart aufgeführt – für die Preisträger*innen eine Chance, sich der Öffentlichkeit zu präsentieren und mit einem professionellen Ensemble zusammenzuarbeiten.
Mit dem Schweizer Rudolf Kelterborn 1961 erhielt zum ersten Mal ein Komponist außerhalb der Region den Kompositionspreis der Landeshauptstadt Stuttgart. Die erste Preisträgerin war 1980 die koreanische, in Deutschland lebende Komponistin Younghi Pagh-Paan.
Die Broschüre "60 Jahre Kompositionspreis der Landeshauptstadt Stuttgart" aus dem Jubiläumsjahr 2015 bietet interessante Einblicke.
Jury 2020-2024
Den Vorsitz der Jury hat Erster Bürgermeister Dr. Fabian Mayer und in Vertretung der Leiter des Kulturamts, Marc Gegenfurtner. Die Jury wird in Anlehnung an die Legislaturperiode des Gemeinderats für jeweils fünf Jahre gewählt.
Gesetzte Vertreter: Martina Seeber (Vertreterin des Südwestrundfunks) und Prof. Martin Schüttler (Vertreter der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart).
Gewählte Vertreterinnen und Vertreter (auf Vorschlag der gesetzten Vertreter): Prof. Annesley Black (Komponistin), Prof. Markus Hechtle (Komponist), Samir Odeh-Tamimi (Komponist), Dr. Monika Pasiecznik (Musikwissenschaftlerin), Boglárka Pecze (Klarinettistin).
Kontakt: Katharina Löthe
Alle Preisträger*innen
Eine Übersicht aller Preisträger*innen gibt es hier zusammengefasst.